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Life is Strange – Before the Storm (Review)




Am 31. August wurde mit der ersten Episode zu „Life is Strange – Before the Storm“ das Prequel zu dem gefeierten Hauptspiel „Life is Strange“ eingeläutet. So wie etwa bei „Horizon Zero Dawn“ waren Videospielfans und Kritiker auch bei „Life is Strange“ extrem positiv überrascht, wie gut das Adventure ausgefallen war. Die erste Episode des Prequels lässt erahnen: wer das Hauptspiel liebt, wird auch mit dem Prequel seine wahre Freude haben.

Life is Strange

„Life is Strange“ erschien am 22. Januar 2016 in einer Limited Edition, welche alle fünf Episoden enthält. Eine enorme Begeisterungswelle überschwemmte damals das Videospielland und auch die Entwickler von Dontnod Entertainment hatten wahrscheinlich nicht mit einem solch riesigen Erfolg gerechnet. Die klassischen Adventures sind nicht ausgestorben, sondern konnten sich im Gegenteil im Laufe der letzten Jahre stark hocharbeiten. Man denke nur an „The Wolf among us“ , „The Walking Dead“ , welches inzwischen drei Teile aufweist oder an „Game of Thrones“. Wer möglichst wenig oder gar nichts von der Geschichte erfahren möchte und noch kein „Life is Strange“ gespielt hat, dem wird dringend die kostenlose erste Episode des Hauptspiels empfohlen, um sich einen Eindruck zu machen. Im Folgenden werden nämlich manche Details zum besseren Verständnis herangezogen.

Als Max (noch) nicht da war

Das Prequel „Life is Strange – Before the Storm“ spielt erwartungsgemäß vor den Geschehnissen des Hauptspiels. Max taucht hierbei nicht auf. Stattdessen steht nun die aus „Life is Strange“ bekannte, rebellische Chloe im Vordergrund, welche wir auch steuern. Das zentrale Thema beziehungsweise Motiv dieses Prequels liegt in der Beziehung zwischen Chloe und Rachel, die ebenfalls ihren (passiven) Auftritt im Hauptteil hatte. Man könnte nun den Nachteil dieses Prequels herantragen, dass bereits bekannt ist, wie die Geschichte ausgehen wird. Rachel ist nämlich im Hauptspiel als verschwunden gemeldet und wie sich später herausstellt tot. Doch „Life is Strange – Before the Storm“ geht es nicht darum, was mit Rachel passiert ist, sondern primär um die Geschichte, die dahinter steht. Wird der Spieler erfahren, warum gerade sie verschwand und ermordet wurde? Welche Geheimnisse hatte Rachel? Hat ihre Familie etwas damit zu tun?

Life is Strange 1.5

Das Prequel weist einige bekannte Elemente aus dem Hauptspiel auf. Natürlich lebt auch dieses Videospiel von seinen zahlreichen Filmsequenzen. „Life is Strange – Before the Storm“ ist eine Art spielbares Filmdrama. Entsprechend hält sich das Gameplay sehr stark in Grenzen. Ein Punkt, den viele als das Hauptargument gegen storylastige Adventures anbringen. Ihr bewegt euch mit Chloe in der Spielwelt, interagiert mit den verschiedensten Objekten und natürlich Personen. Erwartet jedoch keine Rätsel. Diese sind, wie auch schon im ersten Teil, quasi nicht vorhanden. Auch hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das gut oder schlecht für ihn ist. Auch ein Mobiltelefon darf natürlich nicht fehlen. Jederzeit könnt ihr die neuesten Textnachrichten von euren Freunden, Feinden und der Familie nachlesen.

Life is Strange

Des Weiteren fehlt auch nicht das Tagebuch, in welchem auch Max erwähnt wird. Die ein oder andere Person wird euch ebenfalls schon bekannt vorkommen aus dem Hauptspiel. Allen voran natürlich Chloes Mutter sowie ihr Stiefvater David. Dieser zeigt sich im Übrigen nicht unbedingt nur von seiner aus Chloes Sicht schlechten Seite, sondern scheint sich zum Teil wirklich bemühen zu wollen, die Familie nach dem Tod des Vaters wieder mehr zusammenzuführen. Auch Victoria und Nathan Prescott haben ihre Gastauftritte.

Zwar fühlt sich das Prequel bereits ab dem Erscheinen des Hauptmenüs stark wie das Hauptspiel an, aber das ist kein innovationsloses Zeichen, sondern im Gegenteil die Besinnung auf die alten Stärken. Warum sogleich etwas ändern, wenn es doch beim ersten Mal super geklappt hat? Ich persönlich hoffe nur, dass mit „Life is Strange“ nicht dasselbe passiert wie bei der „The Walking Dead“ – Spieleserie. Neben den drei Staffeln ist auch mit „The Walking Dead Michonne“ eine Art Standalone – DLC bereits erschienen. Doch all diese Teile fühlen sich zu ähnlich an, wirkliche Gameplayneuerungen wurden bisher nie berücksichtigt. Zudem wiederholen sich die Konfliktmotive beziehungsweise typischen Geschichten, die man aus der Fernsehserie bereits kennt, zu oft.

Life is Strange

Chloe ist Chloe geblieben

Wie wir sie schon aus dem Hauptspiel kennen, besitzt Chloe einen sehr rebellischen Charakter. Sie lässt sich einiges nicht gefallen und hat keine Scheu, dies auch offen zu zeigen. Es ist durchaus erfreulich, wenn wir nach der eher braven Max nun in einen Menschen schlüpfen dürfen, für den schwarzer Humor auf dem Alltagsprogramm steht. „Oh nein Mum, David hat sich selbst mit einer Schaufel geschlagen und schließlich totgeprübelt!“ Nette Details unterstreichen ihren Charakter, so auch als sie statt mit den Händen, wie eigentlich üblich, die Schublade mit der Hüfte zuschlägt. Auch die Eröffnungszene der ersten Episode, die hier aus Spoilergründen nicht beschrieben wird, lässt uns sofort in Chloes Charakter eintauchen. Warum sie sich gerne auf dem Schrottplatz aus dem Hauptspiel aufhält, wird in der ersten Episode ebenfalls gewissermaßen thematisiert. Chloe präsentiert sich jedoch nicht nur als eine Protagonistin, sondern auch Antagonistin. Geht sie bei manchen Dingen nicht vielleicht doch etwas zu weit? Zum Glück haben wir einen Einfluss mit unseren Entscheidungsmöglichkeiten darauf. Kooperieren wir mit unserem Stiefvater oder zeigen wir ihm die kalte Schulter?

It`s time for „Back Talk“

Max besitzt in „Life is Strange“ die übernatürliche Gabe, die Zeit zurückzudrehen und somit Entscheidungen ändern zu können. Unweigerlich führte dies im Hauptspiel zu einem mystischen Element, welches sich vor allem in der fünften Episode zeigte. Damit ist bei Chloe nun Schluss. Dennoch besitzt auch sie eine Art Gabe, die aber ganz und gar nicht an den Fantasy – Haaren herbeigezogen ist. Ihre Fähigkeit „Back Talk“ kann eher als eine Intuition beschrieben werden. Bei manchen Gesprächen habt ihr die Möglichkeit, mit eurem Gegenüber euch eine Art Rededuell zu liefern. Verbal versuchen wir als Chloe unseren Gesprächspartner einzuschüchtern, natürlich auch mit provokanten Ausdrücken, um unser Ziel zu erreichen.

Das erste Mal setzt ihr diese Fähigkeit ein, als ihr an einem Türsteher vorbeizukommen versucht. Gewissermaßen kann man dieses Element als eine Art Rätselersatz sehen. Ganz gleich aber wie ihr eure Antworten wählt, es gibt anscheinend kein „Game Over“. Streng genommen existiert also kein richtig und falsch. Ich zumindest war nicht bei jedem Rededuell erfolgreich und die Geschichte lief unabhängig von dem Rededuellausgang trotzdem weiter. Nervenkitzel ist bei der Antwortauswahl garantiert, ihr habt nämlich nur sehr begrenzt Zeit, zu antworten. Basierend auf diesem Feature kann gesagt werden, dass die Geschichte bisher erfreulich bodenständig daherkommt. Angeblich soll es aber auch im Prequel zu übernatürlichen Phänomenen kommen. Wir werden sehen.

Rachel und Chloe – Ein besonderes Band

Das Prequel setzt seinen Fokus aller Voraussicht nach nicht darauf, was geschieht, sondern wie es geschieht oder besser gesagt: es geht um die Atmosphäre zwischen Chloe und Rachel. Wie haben sie sich kennengelernt? Warum schließt das beliebteste Mädchen der Schule mit einer Außenseiterin wie Chloe Freundschaft? Wie entwickelt sich das Ganze zu einer Freundschaft. Die sonst so schlagfertige Chloe ist verdutzt, als die vorbildliche Rachel sie zum gemeinsamen Schwänzen anregt. Ohne auch hier zu viel verraten zu wollen: Chloe zeigt plötzlich andere Seiten von sich, wie man sie so bisher nur versteckt gesehen hat. Wir selbst sollen dabei mitbestimmen können, welche Qualität diese Beziehung erreichen soll. Eine Freundschaft oder mehr als das? Inwieweit unsere Entscheidungen wirklich einen Einfluss darauf haben, muss noch abgewartet werden. Möglicherweise verbindet die beiden Teenager aber von Anfang an mehr, als man glauben mag.

Life is Strange

Die Musik als die Kommunikation von Gefühlen

Spätestens(!) wenn das Hauptmenü erscheint, fühlt sich der Spieler wieder daheim. Daheim bei „Life is Strange“. Der Soundtrack erinnert unweigerlich an das Hauptspiel und trägt insgesamt denselben Charakter. Ob das schlecht ist? Nein, ganz und gar nicht. Auch hier gilt: warum etwas ändern, wenn es doch beim ersten Mal nahezu allen gefallen hat? Dennoch bilde ich mir eine entscheidende Änderung im Vergleich zum Hauptspiel ein. Die Musik wird insgesamt dezenter eingesetzt. Bei „Life is Strange“ lief die Hintergrundmusik teils bereits an, wenn wir etwa auf den Campus traten. Diese Beobachtung möchte ich an zwei Beispielen verdeutlichen: im ersten haben wir als Chloe die Möglichkeit bei einem Fantasy – Brettspiel mitzuspielen. Während des gesamten Spiels ist keine Musik zu hören.

Zudem müssen wir uns die im Rahmen des Fantasyspiels erzählte Geschichte selbst vor unserem inneren Auge vorstellen. Diese Szene erinnerte mich unweigerlich an den DLC aus „The Last of Us“ mit Ellie und Riley. Achtung Spoiler! In diesem DLC nämlich gibt es eine Situation, in welcher Ellie an einem kaputten Spielautomaten ein Beat – Up – Spiel a la „Tekken“ spielt. Riley mimt die Kommentatorin, beschreibt den Kampf und leitet Ellie an, was sie zu tun hat. Während Ellie sich die Kampfszenen selbst vorstellen muss, werden sie uns Spieler präsentiert, wie wenn wir gerade wirklich das Spiel spielen würden. Zudem wird das Ganze mit Hintergrundmusik untermalt. Nicht so bei dem Fantasy – Brettspiel in „Before the Storm“. Es herrscht eine ungewöhnliche, aber wunderbare Stille. Wir sind gezwungen, uns die Geschichte selbst vorzustellen. Das zweite Beispiel stellt ein längeres Gespräch zwischen Chloe und Rachel dar. Auch hier sind lediglich die natürlichen Hintergrundgeräusche zu hören. Eine Musik wird nicht eingeblendet, erst zum Schluss der Szene. Die Entwickler lassen solche Situationen laufen und geben uns damit als Spieler die Möglichkeit, in diese intensiv einzutauchen. Auch dieses Konzept erinnert an „The Last of Us“, wo manche Zwischensequenzen mehrere Minuten dauern, um den emotionalen Aspekten, sozialen Beziehungen sowie Gesprächen genügend Raum zu lassen.

Update zur Episode 2

Am 19. Oktober ist die zweite Episode zu „Life is Strange: Before the Storm“ erschienen. Zeit, um ein kleines Update unseres Reviews zu kreieren. Wie nicht anders zu erwarten war, fühlt sich auch die zweite Episode typisch nach dem „Life is Strange“ – Muster an. Erwartet also keine großen Überraschungen oder Wow – Effekte. Die Geschichte nimmt in jedem Falle an Dramatik auf. Es baut sich gewissermaßen ein Klimax auf, der womöglich in der dritten Episode zu seinem Höhepunkt kommen wird. Von der Story her aber solltet ihr nichts Revolutionäres erwarten. Es werden Themen angesprochen, wie sie für unsere heutige Zeit und vor allem für Teenager vollkommen an der Tagesordnung stehen. Chloe und auch Rachel haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und müssen sehen, dass sie einander festhalten, um nicht in dem Strudel an Sorgen, Ängsten und Problemen unterzugehen. Rachel etwa ist es leid, stets als die perfekte Schülerin der Blackwell Academy dargestellt zu werden.

Das Gameplay bleibt arm

Seid euch dessen bitte bewusst. Wer einen Schritt zu „Life is Strange“ wagen möchte, dem muss klar sein, dass dieses Abenteuer sehr stark sich an einem interaktiven Film orientiert. Die zweite Episode macht dies nur allzu deutlich. Natürlich sind auch wieder Interaktionen mit der Umwelt vorhanden. Zum Beispiel suchen wir mit Chloe alte Sachen auf dem Schrottplatz zusammen, um einen alten Truck nicht nur wieder fahrtüchtig zu machen, sondern ihn aufzuhübschen mit einer Decke und ähnlichem. Herausforderungen stellen diese Aufgaben in keinster Weise dar. Es fehlt weiterhin ganz klar an Rätseln. Immerhin weist die Episode 2 eine ausreichend lange Spielzeit auf. In meinem Falle benötigte ich etwa zweieinhalb Stunden. Allerdings ist auch in der zweiten Episode von mystischen Elementen keine Spur weiterhin zu finden. Zwar lassen sich Elemente als solches deuten, aber man muss beachten, dass jeder Mensch seine eigene Vorstellung von dem Begriff „übernatürlich“ hat. Es ist in jedem Falle eine Abwechslung, wenn im Gegensatz zum Hauptspiel und Max mit ihrer Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen, die Geschichte auch weiter sehr bodenständig bleibt.

Die scheinbare Freiheit bei den Entscheidungen

Immer wieder wird bei Adventures mit Entscheidungsmöglichkeiten bemängelt, dass man nur scheinbar Entscheidungen treffen kann. Diese hätten jedoch in Wirklichkeit nur sehr wenig Auswirkungen auf den weiteren Verlauf. „Life is Strange: Before the Storm“ kann sich vermutlich nicht dem Vorwurf entziehen, dass auch hier das Ende gewissermaßen schon feststeht. Und nicht nur das. In einem Dialog zwischen Chloe und Rachel auf der Straße bleibt uns zum Schluss nichts anderes übrig als Rachel zuzustimmen, einfach abzuhauen. Auch wenn wir das selbst eigentlich nicht wollen vielleicht. Doch gleichzeitig sollte auch erwähnt werden, dass man an der Qualität der Beziehung zwischen den beiden durchaus hantieren kann. Vor allem eine Entscheidung gibt euch die Möglichkeit, zu entscheiden, wie intim nun sich die beiden Mädchen stehen (sollen). Ansonsten seien sehr kleine Kinderkrankheiten erwähnt, die mir aufgefallen sind. Chloe steckt sich Sachen ein, die sie mitnimmt, auch wenn diese viel zu groß für ihre Taschen wären. Die Teller, die sie aus dem Schrank holt, trägt sie nicht in den Händen, während wir mit ihnen zum Esstisch gehen, um ihn zu decken.

Es bleibt spannend

Potential hat die dritte Episode in jedem Falle und es bleibt spannend, wie es weitergehen wird. Wird es noch zu irgendwelchen Überraschungen kommen? Es ist weiterhin unklar, was hinter Rachels späterem Verschwinden stecken könnte. Die Geschichte gibt uns aber die Gelegenheit, dass wir erste leise Theorien und Ahnungen aufstellen können. Nennenswerte Twists jedenfalls sind nicht vorgekommen, von einer Ausnahme abgesehen. Doch man kann spüren, wie das ganze Gefüge um Chloe und Rachel zu brodeln beginnt. Das Kartenhaus droht auseinander zu stürzen. An allen Ecken und Enden lauern die Gefahren in Form von Personen oder Verweisen. Der Klimax der immer mehr sich steigernden Aggressivität, vor allem bei Rachel, zeigt sich gegen Ende der zweiten Episode. Die Neugier bleibt weiter vorhanden und das Bedürfnis, noch einmal zum dritten Male in die Welt von Arcadia Bay sowie Chloe und Rachel zu schlüpfen. Jedoch sind meine persönlichen Erwartungen ziemlich hoch an Episode 3. In aller Ehren für den Soundtrack, die langen Zwischensequenzen, die ohne Musik eine intensivere Atmosphäre schaffen, die verschiedenen Figuren, die von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Es droht trotzdem eine gewisse Ausleierung des „Life is Strange“ – Themas. Ähnlich wie bei „The Walking Dead“, wie oben schon beschrieben.

Update zur Episode 3

Bekanntes trifft weiterhin auf Bekanntes. Dies betrifft zum einen die Figuren. Neben Chloe und Rachel natürlich auch Chloes Mutter sowie Stiefvater David. Ebenso fehlt auch der im Kleingeschäft tätige Drogendealer Frank nicht. Das Gameplay bringt auch in der dritten Episode keine Überraschungen hervor, auf Bekanntes wird zurückgegriffen. Es erwarten euch wieder die Szenen, in denen ihr die Situation und Musik laufen lassen könnt, ehe ihr euch vom Bett erhebt und die Geschichte weiterlaufen lasst. Es lässt sich nun auch abschließend nach der dritten Episode sagen, dass der Grad an übernatürlichen Elementen unter dem des Hauptspiels „Life is Strange“ liegt. Zumal sich darüber streiten lässt, ob es sich wirklich um Übernatürliches handelt. Chloe könnte sich dies genauso auch einbilden beziehungsweise vorstellen oder einfach nur gedanklich in einer anderen Welt sein. Die Geschichte bleibt zumindest dadurch bodenständig und könnte in der Realität tatsächlich in etwa so passieren.

Das Kartenhaus stürzt (nicht) zusammen

Für ein Spiel wie „Life is Strange – Before the Storm“ kommt es nicht überraschend, dass gegen Ende eine große Entscheidung getroffen werden muss. Welchen Weg soll Chloe nun wählen? Welches Opfer ist sie bereit zu bringen? Mit meiner getroffenen Entscheidung war ich etwas enttäuscht darüber, dass die entsprechenden Konsequenzen zu wenig herauskamen. Zum Schluss wurden die beiden als ein sehr tiefes Freundschaftspaar gezeigt. Man kann es als die Ruhe vor dem Sturm sehen, bevor Rachel schließlich das Schicksal trifft und damit auch Chloe. Das Kartenhaus stürzt gewissermaßen in der dritten Episode ein. Es kommt heraus, was hinter alldem steckt, was es mit dem Twist am Ende der zweiten Episode auf sich hat. All diese Elemente, diese familiäre Situation, diese Probleme sind jedoch nichts völlig neu Geschaffendes. Erwartet hierbei euch nicht zu viel. Schön wäre es vielleicht gewesen beziehungsweise spannend oder gar dramatisch, wenn das Kernproblem, wie ich es mal nenne, in dem sich Rachel gewissermaßen befindet, sichtbare Auswirkungen auf ihr jetziges Leben gehabt hätte. Und das, obwohl sie noch gar nichts davon weiß, wie es um sie wirklich bestellt ist. Zudem stellt sich mir nun nach dem Spielen der dritten Episode die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen ihrem Verschwinden und anschließendem Tod und den Problemen, die sie in dem Prequel erfährt. Ist sie nur ein Zufallsopfer gewesen? Oder steckt mehr dahinter? Es wäre eine Erklärung dafür, dass über eine zweite Staffel von „Before the Storm“ nachgedacht wird.

Nebenbei war da noch die Beziehung

Ja, ohne Zweifel. Das Prequel stellt stark Chloe und Rachel und ihre Freundschaft zueinander in den Fokus. Da jedoch schon im Vornherein klar war, dass die beiden, wie man aus dem Hauptspiel weiß, sehr tief befreundet waren, lässt sich keine große Entscheidungsfreiheit einräumen. Die beiden sind am Ende ein glückliches Freundschaftspaar. Als Chloe können wir Rachel quasi gar nicht vergraulen. Die dritte Episode lässt uns zu wenig die Entscheidung zu, ob wir Rachel hängen lassen oder ihr helfen. Allgemein über die gesamten drei Episoden gesprochen lässt sich sagen, dass der Pfad unweigerlich in Richtung große Freundschaft geht. Zu wenig hatte ich auch den Eindruck wird ein Unterschied gemacht, ob die beiden nun „nur“ ein sehr gutes Freundschaftspaar sind oder wirklich in einer festen Beziehung sind. Eine Entscheidung diesbezüglich kann man in der dritten Episode nicht wählen. Insgesamt bin ich daher einmal so frech und behaupte, dass wir zu einem nicht unerheblichen Teil nur eine scheinbare Entscheidungsfreiheit vorgesetzt bekommen. Nichtsdestotrotz kann es sich lohnen, das Spiel nochmals zu spielen nach einer gewissen Zeit. Am Ende jeder Episode wird bekanntlich die Statistik aufgezeigt, für was sich die Mehrheit in den einzelnen Entscheidungen entschieden hat. Gleichzeitig wird aber auch aufgezeigt, wie viel Prozent eine bestimmte Entdeckung gemacht haben, zum Beispiel ob man eine Blume gegossen hat. Als Spieler kann es da überraschend sein, was denn theoretisch möglich wäre zu entdecken, wenn man nur die richtigen Antworten und Entscheidungen wählt. Episode 3 offenbart nämlich ein Szenario, welches die meisten inklusive mir nicht erlebt haben, welches aber spielenswert in jedem Fall wäre. Fragen bleiben in jedem Falle offen und eine zweite Staffel zu dem Prequel wäre in jedem Falle überlegenswert.

Positive Nebeneffekte

Man kann den Machern von dem Prequel durchaus anmerken, dass sie sich Mühe gegeben haben und versuchen, ein möglichst intensives und emotionales Werk auf die Beine zu stellen. Manchmal reicht es aber nicht, einfach nur die Emotionen spielen zu lassen, indem man gewisse Storyelemente einbaut, von denen man ausgehen kann, dass sie für einen Normalmenschen ans Herz gehen. „The Last of Us“ etwa spielt mit dem Verlust der eigenen Tochter in der Anfangssequenz. Wer würde da nicht innerlich das Weinen anfangen oder zumindest in sich kehren? Es gehört manchmal mehr dazu als nur plump die narrative Szene zu präsentieren. Auch die entsprechende Musikuntermalung kann zu der Emotionalität beitragen, aber macht daraus nicht zwangsläufig eine tiefsinnige emotionale Berührung. „Life is Strange Before the Storm“ hat seine durchaus positiven Nebeneffekte. Plötzlich wird eine bestimmte Person in ein anderes Licht gerückt. Gleichzeitig wandelt sich eine gerade noch harmlos aussehende Situation in eine gefährliche mit ungewissem Ausgang. Und die Symbolik wird etwa eingesetzt, wenn zwei unterschiedliche Menschen nicht ohne Grund ein ähnliches Aussehen aufweisen. Kleine Nebengeschichten, wie etwa der Ursprung von Chloes blauem Haaransatz, ergänzen diese netten Spielereien, welche bei etwas genauerem Spielen entdeckt werden können.

Fazit

„Life is Strange Before the Storm“ gefällt euch, wenn ihr bereits mit dem Hauptspiel eure Freude hattet und nichts dagegen habt, wenn Max aus dem Rampenlicht bis auf Weiteres verschwindet, abgesehen von der noch folgenden Bonusepisode. Das Prequel wird euch dagegen weniger gefallen womöglich, wenn euch das Teeniedrama zu sehr überspitzt und dramatisch dahergekommen ist beim Hauptspiel. Des Weiteren wenn ihr hohe Erwartungen an WTF – Momenten habt. Diese fand ich persönlich zumindest nur sehr schwer.

8.7

Sound

9.0/10

Story

8.0/10

Grafik

8.5/10

Steuerung

9.0/10

Atmosphäre

8.0/10

Umfang/Preis

9.5/10

Positiv

  • dezent eingesetzte Musik
  • Dialogen/Szenen wird Zeit gelassen
  • nettes Feature mit Back Talk

Negativ

  • Life is Strange 1.5
  • zu offensichtlich präsentierte dramatische Momente

Life is Strange: Before the Storm - Gamescom Launch Trailer | PS4

 

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