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Tomb Raider Review – Gelungenes Reboot der Reihe?

Wie wir erst kürzlich berichteten, hat Tomb Raider schon eine verdammt lange Geschichte hinter sich. Mit dem schlicht betitelten „Tomb Raider“ will Square Enix nun wieder frischen Wind in die Abenteuer-Reihe bringen. Aber kommt das Reboot an die klassischen Vorgänger ran, oder wird man hier nur enttäuscht? Wir klären diese Frage in der Review.

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Schiffsunglück

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Lara – Findet sich in einer Höhle wieder

Das Spiel beginnt mit der bereits bekannten Schifffahrt aus dem vergangenen E3-Trailer.  Gemeinsam mit ihrem Forschungsteam, ist Lara auf dem Weg in das sogenannte Drachendreieck, in dem sich angeblich ein längst vergessenes Königreich befinden soll. Lara ist auf der Spur eines alten Mythos, der von einer Sonnengöttin im Drachendreieck handelt, sie soll dort über lange Zeit geherrscht haben. Ärgerlich nur, dass dieses Gebiet bekannt durch die vielen Stürme und Unglücke ist und wie es der Zufall wollte, gerät das Schiff in einen heftigen Sturm. Die tosenden Wellen reißen das Forschungsschiff in zwei Hälften und lassen es in die Tiefen des Meeres versinken. Nur ein Bruchteil der Besatzung schafft es sich an das rettende Ufer zu ziehen. Auf einer Anhöhe haben sich bereits einige Besatzungsmitglieder versammelt, doch Lara ist zu diesem Zeitpunkt noch in den stürmischen Fluten. Schließlich erreicht aber auch sie den Strand der unbekannten Insel und ruft sofort nach ihren Kollegen. Allerdings wird sie wie aus dem Nichts von einem merkwürdigen Einheimischen überfallen und entführt. Er ist ein Mitglied eines riesigen Organisation auf der Insel. Dem Kult der „Solarii“. Doch zunächst ahnt Lara noch nichts von dem Vorgehen auf der Insel. Sie findet sich, eingewickelt in Leinen und Seilen, in einer verwinkelten Höhle wieder. Doch sie schafft es sich aus der Höhle zu befreien, wobei der Spieler auch schon die Grundmechaniken des Spiels kennen lernt. Dies ist der Beginn eines spektakulären Abenteuers, indem Lara um das Leben ihrer selbst und dem ihrer Freunde kämpft. Die gesamte Story ist hierbei erstaunlich gut inszeniert und glänzt durch grandiose Effekte und emotionale Zwischensequenzen.

Ist das wirklich Lara Croft?

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Lara – Im Kampf gegen die Solarii

Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn man könnte doch tatsächlich behaupten, dass man es hier nun nicht mehr mit der alten Lara Croft zu tun hat. Man spielt nun nicht mehr die gewitzte Archäologin aus den Vorgängern, sondern viel mehr einen Mix aus Chuck Norris und Nathan Drake. Warum das so ist, wollen wir gleich näher beschreiben. Der Entwickler Square Enix wollte mit dem Tomb Raider-Reboot nochmal bei null anfangen und die junge Lara von ihrer unerfahrenen und verletzlichen Seite zeigen. In den Zwischensequenzen klappt das auch tadellos, denn hier kullert der Abenteurerin auch mal die ein oder andere Träne die Wange runter, oder es werden emotionale Gespräche geführt, in denen die Verletzlichkeit Laras ziemlich deutlich wird. Schade nur, dass all diese Emotionen im Gameplay scheinbar einfach wieder von Lara abfallen, denn hier schießt, schlägt und meuchelt Lara ihre Widersacher wie nie zuvor und zeigt dabei keinerlei Reue. Man merkt deutlich, dass Square Enix mit dem Reboot der Reihe einen großen Schritt in Richtung „Action“ gehen wollte, was Fans der alten Teile zunächst abschrecken dürfte. Allerdings bedeutet das nicht, dass Tomb Raider den Schuss vollkommen daneben gelandet hat. Im Gegenteil. Die Schießereien dürften zwar den geneigten Tomb Raider-Spieler zunächst verwirren, aber schnell wird klar, dass die Schießereien wirklich gelungen sind. Das Handling der verschiedenen Waffen ist gut, ebenso wie das Deckungssystem, bei dem Lara selbständig in Deckung geht und sich realistisch verhält. Zudem wird man große Augen machen, wenn das ein oder andere Gebäude in alle Einzelteile zerlegt wird, oder ein riesiges Feuer entfacht wird. In Tomb Raider jagt einfach ein Ereignis das nächste, deshalb wird das Spiel auch nicht langweilig und kann den Spieler über mehrere Stunden an den Bildschirm fesseln.

Pfeil und Bogen

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Lara – Auf der Jagd

Es hat ja beinahe schon den Anschein, dass der Bogen mittlerweile zu jedem guten Spiel dazu gehört. Wie es beispielsweise in AC3 und Crysis 3 der Fall war, stolziert auch die junge Lara in Tomb Raider mit einem tödlichen Holzbogen durch das Inland. Gleich zu Beginn des Spiels findet Lara zufälligerweise einen Bogen bei einer aufgehängten Leiche. Nachdem sie sich den Bogen nach einer kleinen Kletterpartie ergattert hat, schnappt sie sich ein Paar Pfeile und geht auf die Jagd. Schon nach kurzer Zeit wird Lara fündig, denn überall auf der Insel pirschen die heimischen Tiere durch die Sträucher. Klein- und Großtiere können hierbei nach Belieben gejagt werden, allerdings bieten die Tiere abgesehen von dem atmosphärischen Nutzen keinerlei Vorteile, wie beispielsweise Fleisch und ähnliches. Jedoch ist der Bogen auch weniger für Tiere, sondern eher für die Jagd auf Menschen gedacht. Besser gesagt für die Jagd auf die Mitglieder der Solarii, die sich der jungen Forscherin auf ihrer Rettungsaktion immer wieder in den Weg stellen. Im Gegensatz zum üblichen Waffenarsenal ist der Bogen nicht nur leise, sondern ermöglicht zusätzlich ein wesentlich taktischeres und überlegteres Vorgehen. Zudem kann man ab einem bestimmten Punkt auch Brand- und Seilpfeile schießen, um zuvor unerreichbare Gebiete zu erkunden.

Die Insel im Drachendreieck

Handlungsort und Kulisse in Tomb Raider ist ausschließlich die Insel auf der Lara samt Besatzung zu Beginn des Spiels gestrandet ist. Wie bereits erwähnt, befindet sich die beschauliche Insel inmitten des Drachendreiecks und ist von Stürmen nur so umgeben. Sehr positiv hierbei ist, dass man sich größtenteils frei auf der Insel bewegen kann, um beispielsweise nach versteckten Gegenständen, Frachtgut, Schatzkarten und Höhlen zu suchen. Atmosphärisch hat Tomb Raider auch einiges zu bieten, denn durch die herumgeisternden Wölfe und die behutsamen Hirsche wirkt die Umgebung belebt und bietet ein gutes atmosphärisches Spielerlebnis.

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Lara – Fackelt nicht lange!

Im Haupthandlungsstrang des Spiels, spielt das erforschen von Ruinen und Höhlen eine nicht allzu große Rolle mehr. Allerdings können Fans der Forschungspassagen aus den alten Tomb Raider-Teilen nun erleichtert aufatmen, denn parallel zur Handlung, können auf der gesamten Insel zahlreiche Höhleneingänge gefunden und erforscht werden. Meistens wird durch mysteriöse Zeichnungen an den Felswänden auf die versteckten Gebiete hingewiesen. Hier wird dann wieder nach altbekannter Tomb Raider-Manier geklettert, gerätselt und geforscht. In den versteckten Höhlen kann man Relikte, Schätze und Frachtgut finden, aber da es in Höhlen meistens dunkel ist, braucht man überraschenderweise eine Fackel. Da fackelt Lara gar nicht lange und deshalb schnappt sie sich kurzerhand eine Fackel, die sie jederzeit entzünden und austauschen kann, sofern es die Gegebenheiten ermöglichen. Im späteren Spielverlauf braucht man sich um die eben erwähnten Gegebenheiten jedoch nicht mehr zu bemühen, denn dann hat Lara stets immer eine Fackel in der Hosentasche dabei, die per Knopfdruck mit dem ergatterten Feuerzeug einfach entfacht werden kann.

Das eben erwähnte Frachtgut ist um ein vielfaches nützlicher als es sich zunächst anhören mag, denn es ist sozusagen die Währung für das neue Skill- und Verbesserungssystem in Tomb Raider. An den Feuerstellen, die überall auf der Insel verteilt sind, können neue Fähigkeiten und Waffenverbesserungen erworben werden. In insgesamt drei verschiedenen Kategorien, kann hierbei gewählt werden. Wer die Augen auf der Insel offen hält, kann auch Kisten finden, in denen sich Waffenteile befinden. Aus drei verschiedenen Waffenteilen wird dann an der Feuerstelle zum Beispiel aus einem einfachen Maschinengewehr, eine AK-47. Das gleiche funktionier natürlich idealerweise auch mit Schrotflinten, Pistolen und dem Bogen. Zusätzlich können gegen Frachtgut auch noch Aufsätze, Magazinerweiterung usw. für die gewünschten Waffen erworben werden, um sie noch tödlicher im Kampf gegen die Solarii zu machen.

Glanzleistung

Technisch ist Tomb Raider auf der PS3 ein wahrer Augenschmaus, denn selbst bei den explosivsten Momenten im Spiel, bleibt es weites gehend ruckelfrei. Auch die Texturen sehen im Vergleich zu anderen Spielen wirklich gut aus. Was man allerdings bemängeln sollte, ist die nicht vorhandene Farbvielfalt in Tomb Raider. Zwar wurden so gut wie alle Braun- und Grautöne mit in die Umgebung eingebaut, aber hin und wieder hätte dem Spiel auch mal ein saftiges Grün gut getan. Mit dieser eher einheitlichen Farbvielfalt, hat Square Enix zwar das Szenario gut eingefangen, aber die hochgelobte Technik hinter dem Spiel kommt leider nicht ganz zur Geltung. Dafür zeigen die stimmungsvollen Lichteffekte wieder, dass Tomb Raider technisch auf sehr hohem Niveau ist. Wenn man hoch oben in Wipfeln der Bäume ist und in den Sonnenuntergang sieht, dann bleibt man auch gerne mal eine Weile stehen, um die schöne Aussicht zu genießen.

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Lara – Gesprochen von Nora Tschirner

Hervorragend zur Geltung kommt hingegen der Sound des Spiels. Der Soundtrack von Tomb Raider ist von Jason Grave und macht einen Großteil der stimmigen Atmosphäre aus. Die deutsche Synchronstimme von Lara hat jedoch einen noch besseren Job gemacht, denn Lara Croft wird im Deutschen von Nora Tschirner synchronisiert. Besonders in den emotionalen Zwischensequenzen, wird deutlich, dass die Stimme von Nora wie die Faust aufs Auge auf Lara passt. In Sachen Sound kann man hier einfach nur beide Daumen nach oben heben!

Das gab es noch nicht

Völlig neu in Tomb Raider ist der Mehrspieler-Modus, der mit bis zu acht Spielern bestritten werden kann. Ähnlich wie im Singleplayer, kämpfen auch im Multiplayer die Kultisten gegen die Überlebenden. Das geht entweder im klassischen Team-Deathmatch, oder aber im sogenannten „Freier Wettbewerb“-Modus, in dem jeder gegen jeden um das Überleben kämpft. Sollte man in diesem Modus drauf gehen, kann man erst wieder in das laufende Match einsteigen, wenn der Mörder gestorben ist. Dieser Modus ist wohl am innovativsten von allen und bereitete uns auch am meisten Spaß.
Zudem gibt es noch den „Rettungs“-Modus, welcher sich wohl eher als „Capture the Flag“ bezeichnen ließe. Zu guter Letzt gibt es da noch den „Schrei um Hilfe“-Modus, in dem die Überlebenden die Aufgabe haben, die gegnerischen Funktürme einzunehmen. Genau wie im Singleplayer, können auch hier beispielsweise Seile gespannt und Pfeile entzündet werden, um dem Gegnerteam den Gar aus zu machen.

Tomb Raider Multiplayer
Maps – Leider auch recht farblos

Natürlich gibt es auch in Tomb Raider ein klassisches Levelsystem, in dem wir uns nach und nach hocharbeiten. Im Laufe der Online-Karriere, werden immer wieder neue Fähigkeiten freigeschaltet, von denen man dann immer zwei mit in das Spiel nehmen kann. Hierbei ist die Auswahl recht ordentlich, weshalb das gesamte Spielerlebnis dynamischer wirkt. Waffen können auch verbessert und gekauft werden, allerdings nicht mit EP oder ähnlichem, stattdessen stehen in den Multiplayer-Maps überall Strandgutkisten herum. Sammelt man fleißig, kann man sich schließlich im Menü neue Aufsätze und Verbesserung anschaffen. Zu jeder Waffe gibt es sechs verschiedene Aufsätze, von denen man allerdings nur zwei gleichzeitig mit sich führen darf. Auch hier gilt: Wer sich selbst etwas Passendes zusammenstellt, genießt ein dynamischeres Spielerlebnis. Alles in einem kann man sagen, dass der Multiplayer in Tomb Raider mehr als nur eine nette Dreingabe von Crystal Dynamics ist, denn durch die Fähigkeiten und die interaktiven Maps gewährleistet uns Tomb Raider ein packendes Mehrspielererlebnis.

Zweischneidiges Schwert

Eingefleischte Tomb Raider-Fans werden eventuell zunächst enttäuscht sein, da man hier kein waschechtes Tomb Raider mehr erwarten kann. Allerdings sollte man dem Schritt von Square Enix in Richtung Action mit Würde entgegen treten, denn die Story von Tomb Raider ist nicht nur packend und bombastisch inszeniert, sondern kann außerdem über viele Stunden am Stück bei Laune halten. Zudem kommen auch die Forscher unter den Spielern auf ihre Kosten, wenn sie abseits der Story durch die Wälder stolzieren und Höhlen erforschen. Auch der Soundtrack, sowie die deutsche Synchronisation, können sich definitiv sehen lassen. Lediglich die Farbvielfalt im Spiel lässt etwas zu wünschen übrig, mit satteren Farben, wäre die Atmosphäre höchstwahrscheinlich noch um ein ganzes Stück stimmiger geworden. Wer den Singleplayer ausgiebig gezockt hat, der sollte auch definitiv einen Blick in den Multiplayer-Modus riskieren.

tmb

*Technisch ist Tomb Raider auf der PS3 ein wahrer Augenschmaus*

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