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The Evil Within 2 – Horror als ein Kunstwerk (Review)

Videospielfans haben unterschiedliche Vorstellungen, was sie unter Horror wie „The Evil Within 2“ verstehen beziehungsweise sich vorstellen. Dementsprechend sind auch die Ansprüche von unterschiedlichster Natur. Somit kann vorweg gesagt werden: „The Evil Within 2“ wird nicht jedem gefallen. Der spezielle Charme ist nicht für jedermanns Sache geeignet. Diejenigen aber, die auf diese Art von Kunst stehen, werden vermutlich ihren Spaß an Mikamis neuestem Werk haben.

Wie geht man eine Review an von einem Videospiel, welches einen persönlich nicht in seinen Bann ziehen kann? Und wie bleibt man dabei trotzdem objektiv? Dass ein Videospiel einem persönlich einfach nicht taugt, heißt ja nicht, dass es automatisch schlecht ist. Mein Ziel ist es somit, meine Erfahrungen in „The Evil Within 2“ mit euch zu teilen, damit ihr euch einen individuellen Eindruck machen könnt, ob das Abenteuer um Sebastian etwas für euch ist. Los geht`s.

Was ist mit dem Vorgänger?

Ja, ja, da gibt es doch einen Vorgänger zu dem Spiel. Gleich vorweg: ich habe den ersten Teil nicht gespielt und nur vage in den Medien mitbekommen. Und ich kann euch sagen: ihr müsst nicht Teil 1 gespielt haben, um bei Teil 2 durchzublicken. Wurde im ersten Teil noch die wirre Handlung kritisiert, so ist es jetzt wesentlich klarer. Sebastians tot geglaubte Tochter befindet sich in der Stem – Welt und fungiert als Kern, der die Welt zusammenhalten soll. Sebastian, der noch immer die Erlebnisse aus Beacon verarbeiten muss, hat alles verloren: seine Frau, seine Tochter, seinen Job. Er zieht es vor, in der Bar seine psychische Verarbeitung voranzutreiben. Dabei wird er von Kidman überrascht. Sie offenbart ihm, dass Lilly noch lebt. Kurz entschlossen begibt er sich erneut in die Stem – Welt, um seine Tochter zu retten. So weit, so klar und einfach. Setzt nicht allzu hohe Erwartungen an die Story. „The Evil Within 2“ spielt man eher aufgrund des Gameplays und der Atmosphäre denn um der Handlung willen. Die Stem – Welt funktioniert so, dass Menschen miteinander verbunden werden und somit in einer alternativen Welt Bewusstseinserfahrungen miteinander geteilt werden können. Das soll für Friede und Ordnung sorgen, eine neue Weltordnung sozusagen. Wenn einer glücklich ist, können andere dieses Glück mit dem Menschen teilen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Denn was wenn sich jemand den Kern unter den Nagel reißt, der nichts Gutes im Schilde führt? Der Kern sorgt dafür, dass die alternative Welt existieren kann. Im Falle von Union, die Stadt in die Sebastian nun eintauchen muss, ist niemand anderes als Lilly jener Kern.

 

Silent Hill

Welcome to Union! We`re glad you`re here. Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber mir ging unweigerlich die Verfilmung von Silent Hill durch den Kopf. Union ist die alternative Welt, in die sich Sebastian begibt. Abgeschnitten von der realen Welt ist er sich nicht dessen bewusst, was ihn dort erwartet. Er soll Soldaten von Mobius helfen, aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen. Mobius ist die Hintergrundorganisation, die hinter der Idee einer Stem – Welt steckt. Schaffen es Sebastian und die Soldaten nicht, werden sie in der Stem – Welt sterben. Solange der Kern in Form von Lilly in Gefahr und entführt ist, gibt es kein Entrinnen. Einsame Häuser, wir durchqueren leere Straßen und entdecken plötzlich grausam entstellte Persönlichkeiten, die wenigstens noch an die Gestalt von Menschen erinnern. Zum Glück sind wir ja nicht ganz alleine gefangen. Nach und nach begegnen wir verschiedenen Überlebenden und erleben ihre persönliche Geschichte. Da die jeweiligen Soldaten, denen wir begegnen, jeweils unterschiedliche Spezialgebiete haben, sorgt dies für Abwechslung. Jemand, der sich auf Technik spezialisiert hat, geht anders mit einer solchen Gefahr um, als die Soldatin, die uns anschreit, wir sollten doch beim Erschießen der Gegnerwelle bitte mithelfen. Unterschiedliche Schicksale, die unterschiedlich damit umgehen. Das verdient ein Lob an die Entwickler.

 

The Last of Us

Was haben „The Last of Us“ und „The Evil Within 2“ gemeinsam? Das Gameplay erinnert stark an Naughty Dogs Klassiker. Wie auch schon in dem 2013 für die PS3 erschienenen Meisterwerk, so kann auch Sebastian Werkzeugteile einsammeln. Diese helfen ihm, um an der Werkbank – ja richtig auch hier ist es eine Werkbank – seine Waffen zu verbessern. Ihr werdet unter anderem mit Pistole, Schrotflinte und Armbrust ausgestattet sein. Wollt ihr eure Feuerkraft verbessern? Oder darf es doch lieber ein größeres Magazin sein? In dem Moment, wo das Monster auf euch zurennt, nachladen zu müssen, kann bedenkliche Folgen nach sich ziehen. Neben Werkzeug hilft euch auch das grüne und rote Gel. Ihr könnt es gegen verbesserte Fähigkeiten für Sebastian eintauschen. Dazu kehrt ihr in das Hauptquartier, Sebastians Zimmer, per Spiegel, setzt euch auf den unheimlich aussehenden Stuhl und werdet verdrahtet. Es gibt verschiedene Fähigkeiten, in die ihr investieren könnt. Ihr könnt die maximale Lebensanzeige verbessern, dafür sorgen, dass Sebastian schneller ist beim Schleichen oder euch für den Kampf besser rüsten. Es liegt an euch, ob und wenn ja auf welche Fähigkeit ihr euch fokussieren möchtet. „The Last of Us“ und „The Evil Within 2“ könnte noch eine weitere Gemeinsamkeit zugeschuldet werden. In beiden Fällen haben wir ein Vater – Tochter – Gespann (ich weiß, in „The Last of Us“ ist das formal zumindest nicht richtig). Ihr solltet aber kein solch großes emotionales Feuerwerk erwarten wie bei Joel und Ellie. Da Lilly gefangen gehalten wird, bekommen wir sie nur ab und an zu sehen. Somit bietet sich nicht stets die Möglichkeit, das Thema emotionale Bindung anzugehen.

Dead Space

„The Evil Within 2“ ist ab 18. Und das ist vollkommen zurecht der Fall. „Dead Space“ ist eine Sache. Abgetrennte Körperteile, die in der Schwerelosigkeit in der Luft umherfliegen. Isaac, der auf tot liegenden Monstern drauftreten kann, um auch ihr Gesicht noch zu Brei zu schlagen. Blut, das aus dem Hals spritzt, nachdem der Kopf weggeblasen wurde mittels Kanone. Das ist eine Sache. „The Evil Within 2“ ist eine andere Sache. Auch dort begegnen uns solche expliziten Gewaltdarstellungen. Das Wort „explizit“ solltet ihr in diesem Falle jedoch zu 100% wörtlich nehmen. Habe ich schon die Kreaturen erwähnt, denen ihr in Union begegnet? Es kommt unweigerlich die Frage auf, wie die Entwickler zum Teufel auf solche Lebewesen gekommen sind. Der Creative Designer verdient in jedem Falle einen Orden. In jedem Falle sollte es euch nichts oder nur wenig ausmachen, mit Gewalt, viel Blut und abgetrennten Körperteilen konfrontiert zu werden. Denn davon gibt es in „The Evil Within 2“ reichlich.

Hellblade Senua`s Sacrifice

„Hellblade Senua`s Sacrifice“ erregte im August viel Aufmerksamkeit. Nicht nur aufgrund der Thematik von psychischen Krankheiten, genauer gesagt Psychosen und das Hören von Stimmen. Auch die verwirrende, skurrile, unheimliche und beängstigende Darstellung von Senua`s Leiden wurde sehr gelobt. Psychische Krankheiten sind eine Sache. Und ich würde auch behaupten, der ich „Hellblade“ selbst erlebt habe auf der PS4, dass dieses Abenteuer nochmals eine eigene Nummer darstellt. Psychische Leiden, von denen wir wissen, dass es Menschen gibt, welche sie wirklich Tag für Tag erleben, ist ein eigenes Kaliber. „The Evil Within 2“ arbeitet zwar nicht mit psychischen Leiden, aber dennoch werden verrückte Methoden und Szenen eingesetzt, um dem Spieler eine krankhafte und wahnsinnige Spielwelt vorzusetzen. Stefano Valentini, welcher einen Antagonisten darstellt, ist etwa ein sehr leidenschaftlicher Fotograf. Dies lässt er uns sehr spüren, indem wir seine Kunstwerke betrachten dürfen. Wobei Kunst wohl viele von uns für das falsche Wort halten werden. Langsam und in Zeitlupe etwa wird uns immer wieder gezeigt, wie ein Soldat von Mobius hingerichtet wurde per Kopfschuss. Immer und immer wieder. Beim Betrachten dieser Szene wird aufs Kleinste genau repräsentiert, wie das Gehirn zerschmettert, aufplatzt und das Blut herausspritzt. Diese Abgedrehtheit soll noch an einem weiteren Beispiel verdeutlicht werden. Immer, wenn wir Stefano auf den Fersen sind, ihm nahe sind, dann erklingt die klassische Musik, welche uns erahnen lässt, dass er in der Nähe sein muss. Auf der Bühne im Theater präsentiert er sein neuestes Meisterwerk. Aus Spoilergründen soll dieses Kunstwerk nicht näher erwähnt werden. Nur soviel: wenn man einmal davon absieht, was dargestellt wird beziehungsweise Stefano getan hat, um dieses Werk zu erschaffen, dann sieht es durchaus schön aus.

Inception

Sowohl „Inception“ wie auch „The Evil Within 2“ arbeiten mit alternativen Welten, in die sich Menschen dank fortgeschrittener Technik begeben können. Während es bei „Inception“ die Träumerei ist, die uns ermöglicht, wahre Bauwerke für unsere Welt zu erschaffen, so sind es in dem Horrorspiel die Bewusstseinserfahrungen, die miteinander verknüpft werden. Im Gegensatz zu „Inception“, welcher mit mehreren Traumebenen arbeitet, bleibt die Handlung von Mikamis Werk auf dem Boden des Verständlichen. Und doch, so könnte man interpretieren, spielt auch „The Evil Within 2“ mit der Frage, was wahr ist und was nur eingebildet. Die Erinnerungen, die Visionen, die Sebastian von seiner Frau und Tochter hat. Was geht in seinem Kopf alles vor? Wie erlebt er all diese Dinge? Kann er nach all diesen Erfahrungen in der realen Welt normal leben, nachdem er mit Stem ein System erlebt hat, welches dem Benutzer eine lebensechte Simulation vorsetzt?

Resident Evil 7

„Resident Evil 7“ hat sich zu einer für heutige Zeit einzigartigen Horrorerfahrung entwickelt. Dank VR – Erlebnis ist es den Entwicklern möglich gewesen, den blanken Survival – Horror auf den virtuellen 3D – Bildschirm zu übertragen. Marguerite lässt grüßen. Die Mutter der Familie, die mit ihrer Laterne gerne unterwegs ist, jagt uns ein ums andere Mal einen großen Schrecken ein, als sie plötzlich hervorspringt. Und das wo wir doch gerade glaubten, wir könnten nun die Türe öffnen endlich. Oder wo wir mit Mia im engen Schacht kriechen, das Licht ausgeht plötzlich… und Marguerites Stimme ertönt. Was ich mit diesen Beschreibungen bezwecken will? „The Evil Within 2“ arbeitet nicht mit Jumpscare – Effekten. Hier sind wir nun an der Stelle angelangt, an der sich der Leser fragen muss, was er unter gutem Horror versteht. An diejeinigen, die extrem darauf stehen, erschreckt zu werden und sich nicht trauen hinter der Wand hervorzulugen, die werden das Horrorspiel eventuell nicht gruselig finden. „The Evil Within 2“ lässt den Horror entstehen durch die skurrilen, brutalen und unheimlichen Bilder. Stefanos explizite Kunst, die bedrohlich laute Musik, wenn wir entdeckt wurden. Wenn wir weglaufen müssen vor dem dreiköpfigen Monster mit riesigem Sägeblatt. Ein Raum, der erahnen lässt, welchen Foltermethoden sich die Menschen hingeben mussten. Blut, mit welchem nicht gespart wird. Der zweite Teil bietet viele „What the F…“ – Momente.

Was es noch zu sagen gibt

Ein Lebewesen, dessen Hals aus einer Art Rohr besteht, welches an einen Staubsauger erinnert. Der Kopf wird durch eine Kamera repräsentiert. Natürlich hat das Lebewesen nicht zwei, sondern drei Beine. Und dann wären da noch die abgedrehten Laute, die dieses Monster von sich gibt. Ein teils lautes Stöhnen, welches mal nach einer Frauen – , und mal nach einer Männerstimme klingt. Die McDonalds – (oder war es BurgerKing?) Werbung mit den eingebauten Tennisszenen kann da quasi nicht mithalten. Hatte ich schon das Open – World – Konzept erwähnt? Auf dem Weg zu eurem Missionsziel könnt ihr natürlich einfach strikt durchlaufen. Zwei Haken hat die Sache aber. Ihr lasst viele Ressourcen um euch herum liegen, die ihr vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden benötigt, um zu überleben. Zweitens werdet ihr draußen auf den Straßen von Union etwa immer wieder Monstern begegnen, die euch den direkten Weg versperren. Ihr habt die Wahl: mit Waffengewalt sich durchschlagen oder schleichend daran vorbei? Ihr könnt es ja auch einmal mit der Laufmasche probieren. So lange schleichen wie nur möglich und dann rennen, so schnell ihr nur könnt. Die Ausdaueranzeige sollte zu diesem Zweck natürlich voll sein.

Fazit

Wenn ihr all die Filme und Videospiele, welche ich zum Vergleich herangezogen habe, mögt und auf deren einzigartigen Stil steht, dann kann ich bedenkenlos eine Empfehlung an „The Evil Within 2“ aussprechen. Worte können jedoch das Ganze nur begrenzt beschreiben, was in Mikamis Werk vor sich geht. Wollt ihr ein visuelles Bild euch machen, dann schaut am besten in Gameplay – Videos hinein. Aber Achtung: je mehr ihr dabei seht, desto mehr Monster und abskure Situationen kennt ihr, und desto weniger bleibt für euch als Überraschung. Ein letzter Ratschlag: vor dem Spielen nichts essen.

 

Erlösung.
Sebastian muss in den Albtraum zurückkehren, um seine Familie und sein altes Leben zurückzugewinnen.

Grausame Welt.
Wie weit Sie sich auch vorwagen in einer Welt, in der nichts so ist, wie es scheint, seien Sie stets auf alles vorbereitet.

Überleben ist alles.
Greifen Sie mit der Armbrust aus den Schatten heraus an, rennen Sie, als wäre der Teufel hinter Ihnen her, oder entfesseln Sie einen Kugelhagel – obgleich Munition ein rares Gut ist.

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