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Metal Gear Solid: HD Collection – Review

Snake is Back!

Konami beglückt uns mit einer HD-Collection der Metal Gear Reihe. Ob diese auch etwas taugt und ob man sie haben muss klärt unser ausführlicher Test.

Die Snake´s aus der Metal Gear Solid-Historie mögen mit dem Helden aus dem Film „Escape From New York“ zwar den Namen und sogar die Augenklappe gemeinsam haben; jedoch, ihre Vorliebe für ideologische Grübeleien erinnern mich mehr an einen anderen gelockten Actionhelden aus den 80ern, Dalton, der Türsteher mit einem Doktortitel in Psychologie aus dem Film „Road House“. Und wie in dem eben genannten Kultklassiker von 1989, weiß man bei Metal Gear Solid nie so genau wann die Entwickler gerade scherzen oder wann sie etwas ernst meinen. Esoterischer und mehr zum Denken anregend als die Pro-Krieg Actionfilme an die sie sich so stark anlehnen, sind die Metal Gear Solid-Spiele stets zu gleichen Anteilen melodramatische Politthriller, gemischt mit ein bisschen Science-Fiction, einer gesunden Prise skurrilem Humor gepaart mit unwirklicher Theatralik.

Big Boss ist zurück

Oft sind ihre langatmigen Darstellungen abschweifend, erklären ganz simple Fakten ad nauseam (eine Diskussion, die bis zum Punkt „des Erbrechens“geführt wurde), während im labyrinthähnlichen Plot wichtige Storywendungen übertüncht oder gar verschwiegen werden. Gerade wenn man dabei ist durchzublicken, wird man prompt wieder abgelenkt z.B. durch einen Alarm den eine Wache ausgelöst hat, weil sie von Snakes Anwesenheit Wind bekommen hat. Die Spiele sind seit jeher sehr Facettenreich und variieren von Überwältigend – als ob direkt vor euren Augen ein Blumenfeld komplett seine Blütenfarbe ändert und das alles unterlegt mit Harry Gregson-Williams‘ Soundtrack der für Gänsehaut sorgt – bis hin zu zähen philosophischen Debatten und alberner Abwechslung. Nichts desto trotz Spiele die man als Videospiel-Interessierter gespielt haben muss.

Die HD-Collection bringt überarbeitete Versionen von Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty – Substance, Metal Gear Solid 3: Snake Eater – Subsistence und der zuletzt erschienene PSP-exklusive Teil der Serie Metal Gear Solid: Peace Walker. Kurioserweise, ist der Star der Serie Solid Snake weder in MGS3 noch in Peace Walker im Auftrag der Regierung unterwegs und auch in MGS2 verschwindet er rasch aus dem Rampenlicht. Beide, Snake Eater und seine direkte Fortsetzung Peace Walker spielen zeitlich ca. eine Generation bevor die Serie eigentlich begann, während MGS2 fast 30 Jahre nach Peace Walker spielt. Ungeachtet aller Probleme die diese drei Metal Gear Solid-Spiele so haben, sind sie doch die kühnsten und innovativsten Titel, die im letzten Jahrzehnt erschienen sind.

Metal Gear Solid 2: Sons Of Liberty

Als Hideo Kojima Solid Snake nach dem Eröffnungskapitel von MGS2 durch den androgynen Sunny-Boy Raiden ausgetauscht hat, zog er damit Gamern weltweit den Teppich unter den Füßen weg. Sons of Liberty führt die Metal Gear Solid-Serie außerdem ins Absurde. Schon früh zeigt sich, das einer der Bösewichte des Vorgängers von Liquid Snakes arm besessen ist; eine Waffe des Militärs entpuppt sich unerklärlicherweise als riesige mechanische Eidechse die sogar brüllen kann; und eine von Raidens Ansprechpartnern während der Mission ist seine Freundin Rose, die regelmäßig mit Beziehungsgesprächen anfängt während Raiden eigentlich Geiseln befreien sollte.

Stealth-Action mit Raiden

Ungeachtet wie man darüber denkt welche Richtung die Erzählweise der Serie eingeschlagen hat, MGS2 war wegweisend für das Stealth-Action-Genre. Es erweiterte Snake´s Bewegungsrepertoire exponentiell, unter anderem mit der größten und wegweisendsten Fähigkeit, der Möglichkeit aus der Ego-Perspektive zu schießen. Natürlich, heutzutage ist das zur Norm geworden, aber damals war es nichts anderes als revolutionär. Heutzutage fühlt sich die Steuerung steif und seltsam an, vordefinierte Kamerawinkel sind ein komisches Gegenstück zur neuen First-Person-Fähigkeit. Eigentlich klingt das alles ziemlich nervig, aber ein hilfreicher Radar und gut sichtbare Gegner versichern, dass es niemals unfair wird.

Die größte Neuerung: Das Zielen aus der Ego-Perspektive

Die Gegner-KI ist ein bisschen unterbelichtet, nicht in der Lage über die Y-Achse hinaus zu sehen oder den flinken Helden wenige Zentimeter hinter sich rennen zu hören. Es fühlt sich ein bisschen an wie die Stealth-Action aus Arkham City, in dem man eine überstarke Naturgewalt spielt, die einen ganzen Raum voller Feinde mit Leichtigkeit leerfegt. Trotz MGS2´s altersgrauen Mechanismen, sieht man dass Kojima´s Sinn für Details die Zeit überdauert haben. Schießt man auf das Funkgerät eines Feindes, ist es kaputt und man hat ein bisschen mehr Zeit bevor die Feinde den Alarm auslösen.

Alle Spiele auf der Blu Ray werden einen Trophy Support haben

Grafisch, sieht man MGS2 an, das es – trotz des HD-Upgrade – mehr als zehn Jahre auf dem Buckel hat. Dafür wird man voll entschädigt wenn man den Sound des Spieles hört. Der Soundtrack schafft es, das beim Spieler das Blut in Wallung gerät und es gelingt dem Sound weiterhin den Over-The-Top- Actionhäppchen zusätzliche Reize zu geben. Sons of Liberty ist ein antikes Stück Software, aber wenn man auf seine altmodischen Elemente einlässt, ist die Belohnung so unterhaltend wie schon vor zehn Jahren.

In hunderten VR-Missionen könnt ihr euere Fähigkeiten verbessern

 

Metal Gear Solid 3: Snake Eater

Nach der verrückten Erzählweise von MGS2, zügelte sich Snake Eater darin und wurde dadurch zum best fokussierten Teil der Serie. Deswegen ist es zusammen mit MGS4 der beste Teil der Serie. In dieser Episode geht es 40 Jahre in der Vergangenheit zurück, um die Geschichte von Snakes Vater sowie dessen Beziehung zu seinem Mentor „The Boss“ – welcher unter ominösen Umständen zur Soviet Union überläuft – zu erzählen. Am Anfang muss man den Intro-Block bestreiten, in dem sich Zwischensequenzen mit spielbaren Teilen abwechseln. Hat man diesen jedoch abgeschlossen, wird Snake Eater den Spielfluss nur noch von zeit zu zeit mit kleineren Unterbrechungen stören.

Dschungelkampf in MGS3

Gott sei Dank, denn MGS3´s Stealth-Gameplay bleibt eines der besten das es jemals gab. Die in der HD-Kollektion spielbare Version basiert auf der „Subsistenz“-Version von MGS3. Das hat den Vorteil, dass der Spieler Dank dem rechten Analogstick die volle Kontrolle über die Kamera erhält. Dadurch ist man in der Lage um Ecken zu sehen ohne sich an eine Wand lehnen und hat mehr Übersicht im Spiel. Das war ein Riesenschritt nach vorne und eine gigantische Erleichterung in einem.

MGS3 hat außerdem die Tarnfarben eingeführt. Weil die Handlung den größten Teil im Freien spielt und dort logischerweise nicht viele Wände stehen hinter denen man sich verstecken könnte, muss man seinen eigenen Verstecke finden indem man seine Outfits ständig wechselt um mit seiner Umwelt zu verschmelzen. Man wird eine menge Zeit damit verbringen durchs hohe Gras zu kriechen, aber die langsame Vorgehensweise erhöht die Spannung um einiges. Geht ein Kopfschuss nur um einen Millimeter daneben, ist die Wache alarmiert und ruft flux Verstärkung herbei, es sei denn man macht die Wache innerhalb der nächsten Sekundenbruchteile kampfunfähig.

Das Tarnfarbenmenü von MGS3

Das Zielen ist einfacher denn je, dank dem HD-Upgrade. Snake Eater war immer ein großartiges Spiel, aber das Zielen aus der Ego-Perspektive erforderte pixel-genaue Präzision mit den realistisch aussehenden Iron Sights der MK22 die eben nur eine winzige Riefe ist. Wenn man mit etwas so exaktem zurecht kommen muss, machen knackigere Ecken einfach den Unterschied aus. Normalerweise sehen HD-Upgrades hübscher aus als die Ursprungsversionen, die Auswirkung auf das Gameplay ist allerdings oft vernachlässigbar. Nicht so bei MGS3! Zudem beherbergt MGS3 einige der besten Bossfights, die ich je gespielt habe, und viele meiner Lieblingsmomente aus der ganzen Serie: Ein Sniperduell mitten im Dschungel; eine jenseitige Höllenfahrt, in der man von den Geistern aller Charaktere die man getötet hat heimgesucht wird; eine von Vampiren inspirierte Traumsequenz, die ich aus Zufall entdeckt habe, in dem ich meinen Spielstand an einem bestimmten Punkt geladen habe.

Auf der Blu Ray Disc befinden sich die beiden Games Metal Gear 1 sowie Metal Gear 2

Snake Eater ist heutzutage noch so großartig inszeniert, das es die Spielerschaft weltweit in Staunen versetzt. Gleichzeitig ist es auch ein wenig antiquiert, da die Steuerung heutzutage schöner umgesetzt hätte werden können, aber Snake Eater hat einen schmalen Grat gezogen, in dem es ein bahnbrechendes Erfolgsrezept erfand. Die Verschmelzung von Stealth mit einer der ungewöhnlichsten Umgebungen – hell erleuchteten Dschungelwelten. Es ist der beste Teil der Serie, da es zum einen das ganze Genre umgekrempelt hat, als auch wichtige Funktionen in für zukünftige Titel eingeführt hat wie zum Beispiel die Tarnungen und die moderne Steuerung.

Metal Gear Solid: Peace Walker

Das Spiel, welches ursprünglich auf der PSP sein Debüt feierte, hat gleichzeitig das Gameplay modernisiert und das Design erweitert. Aufgrund der Tastenarmut auf seiner nativen Platform, wurde die Steuerung stark vereinfacht. Man kann nicht mehr kriechen, sich an Wänden entlang drücken, oder aus der Ego-Perspektive zielen, aber das Game-Design wurde sehr gut daran angepasst. So findet man viele hüft-hohe Deckungsmöglichkeiten hinter die man sich pressen kann solange man geduckt läuft. Im Gegensatz zu den alten Teilen ist es möglich zugleich zu laufen und zu schießen – etwas das in dieser Collection viel intuitiver gelöst werden konnte dank dem rechten Analogstick. Außerdem ist es erwähnenswert, das wenn man das Spiel auf der PSP oder ab Sommer auf der PS Vita hat, man seine Spielstände plattformübergreifend tauschen kann.

Big Boss während einer Mission im Dschungel

Das Ergebnis ist schneller und aussagekräftiger als in anderen Metal Gear Solids. Komprimiert auf dutzende von Missionen (mit über 100 optionalen), sind die Level in mundgerechte Häppchen aufgeteilt und eher für „Quick-Play-Sessions“ – also für eine schnelle Runde zwischendurch – konzipiert. Anfänglich erscheint einem Peace Walker als derivativ, so kombiniert es doch die modernen Shooter-Steuerungs-Elemente aus MGS4 mit der Einfachheit von MGS2 sowie größtenteils die Outdoor-Ästhetik aus MGS3.

Während die Stealth-Abschnitte nie von dieser Veranlagung abweichen, so ist die das Gesamtkonzept von Peace Walker doch drastisch verschieden. Während des kompletten Spielverlaufes entführt man feindliche Soldaten und Kriegsgefangene um sie für die eigene Miliz zu rekrutieren. Jeder der Soldaten hat seine eigenen Statuswerte und kann im R&D oder in der Messe-Halle platziert werden. Sogar in Kämpfen können die Söldner eingesetzt werden. Dabei kommt ein leicht rundenbasiertes Kampfsystem zur Anwendung. Wenn man seinen verschiedenen Abteilungen auflevelt, erhält man Zugang zu neuen Waffen und neuer Ausrüstung. Das gibt dem Spiel einen gewissen RPG-Beigeschmack, denn es spielt sich wie eine Mischung aus einem traditionellem Metal Gear und Monster Hunter.

Hier wertet ihr alte Waffen auf und entwickelt auch neue

Unglücklicherweise fehlen Peace Walker die fantastischen Boss-Fights für die die Serie seit jeher bekannt ist. Anstatt übermenschliche Soldaten, die einen kreativen Umgang mit der Ausrüstung sowie der Stealth-Elemente voraussetzen, kämpft man hier gegen riesige Mechs die auf Dauer zermürbende Kampftaktiken benötigen, nach dem Motto „so lange im Kreis laufen und drauf schießen bis er umfällt“. Man kann sich die Kämpfe gegen diese mechanischen Monstrositäten aber auch verkürzen und sie im Online-Coop lösen, was dann viel mehr Spaß macht. Der Coop-Modus ist eine weitere interessante und spaßige Neuerung in der MGS-Serie, obwohl es dennoch irritierend ist, dass die Boss-Gegner ihren Schwierigkeitsgrad nicht in Relation zu der Anzahl an Spielern setzen.

Die Story wird in solchen Comic-Videos vorangetrieben

Optisch ist die überarbeitete Version von Peace Walker ein gewaltiger Schritt nach vorne auf einem HDTV, aber seine blockigen Polygon-Modelle verblassen im Vergleich mit MGS3´s großartigen Dschungelwelten und die „Out-Of-Engine“ Zwischensequenzen zeigen ganz deutlich den Unterschied zwischen Peace Walker und dem Rest der Anthology auf. Wenn diese Collection eines zeigt, dann wie viel besser Peace Walker hätte seinen können, wäre es vom Start weg für die Konsole entwickelt worden, aber vielleicht waren es genau diese Einschränkungen, die Kojima und Co. dazu inspiriert haben solch ein kalkuliertes Risiko im Game-Design einzugehen.

In diesem Menü wählt ihr neue Missionen aus, verbessert euere Waffen und startet ihr den Online-Modus

Diese Spiele entfalten ihr volles Potential, wenn man die Zwischensequenzen überspringt und direkt zur „Tactical-Espionage-Action“ kommt, aber wenn man beim ersten Durchspielen so handelt, dann würde man genau das verpassen, was die Serie seit jeher einzigartig macht. Die Dialoge, bei denen man richtig mitleidet, die brillant inszenierten Zwischensequenzen und die netten Gimmicks und Easter-Eggs die die Entwickler so eingebaut haben. Die Metal Gear Solid – Spiele gehören zu den besten Spielen die jemals gemacht wurden.

Sie haben ihr Fehler und Macken, diese sind jedoch nicht so schwerwiegend und werden durch die hübsche Grafik, die atemberaubende Soundkulisse, die Geschichte, die unglaublich packenden Zwischensequenzen und das seit jeher wegweisende Gameplay ausgemerzt. Gerade in dieser HD-Collection zeigen sich Metal Gear Solid 2, Metal Gear Solid 3 als auch Metal Gear Solid Peace Walker von ihrer besten Seite. Diese Remakes sind für einen jeden MGS-Fan ein Muss und ich finde sie gehören auch in jede Spielesammlung.

 

 

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