StartAlle NewsDetroit Become Human - David Cages Meisterwerk (Vorschau)

Detroit Become Human – David Cages Meisterwerk (Vorschau)

„Detroit Become Human“ erblickte im Oktober 2015 das Licht der Welt für die Öffentlichkeit. Nach etwas Hin und Her scheint nun festzustehen, dass der Titel in diesem Frühjahr erscheinen wird. David Cage steht erneut im Rampenlicht um sein neuestes Meisterwerk. Er selbst gab an, zwei Jahre an dem Skript gearbeitet zu haben.

Emotionen sind heutzutage eine sehr weit verbreitete Strategie, um bei Videospielen eine Wirkung für den Spieler zu erzielen. Auch Actiongames versuchen sich daran, teilweise aber auch nur mit gemischten Erfolgen. David Cage weiß ganz genau, dass dieses Merkmal nicht mehr ausreicht, um sich aus der Masse hervorzuheben. Was dagegen noch zu wenig zelebriert wird in Videospielen: große Handlungsfreiheit, viele Verzweigungen. Ein Abenteuer, in dem jeder Videospieler seine eigene persönliche Reise erleben kann. Quantic Dream hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Executive Producer Guillaume de Fondaumière und sein Statement dazu. „Den größten Fortschritt machten in den letzten Jahren unsere Autoren. Sie wissen nun, wie sie eine Geschichte bereits früh verzweigen können, sodass sich Spieldurchgänge stärker unterscheiden.“ In „Detroit Become Human“ wird es kein Game Over geben. Wenn einer der spielbaren Charaktere stirbt, geht es einfach weiter. Die Spielzeit soll trotz alledem mindestens stets acht Stunden etwa betragen. Dass die Handlung wirklich sehr weit verzweigt ist, können wir nur hoffen. Es würde einen tatsächlichen Wiederspielwert bedeuten.

Wie schon in „Fahrenheit“ und auch „Heavy Rain“ steuern wir mehr als eine Person. Auf den ersten Blick haben diese eher wenig miteinander zu tun und verfolgen gar gegensätzliche Ziele und Interessen. Doch hier muss schon Einhalt geboten werden. Inwiefern können wir bei Robotern von Interessen, Zielen oder gar Emotionen sprechen? In dem Videospiel werden wir ausschließlich Humanoide mit unterschiedlichen Fähigkeiten spielen. Kara ist unter einigen bekannt geworden durch die Demo. Mit ihrer einfühlsamen und emotionalen Art kann sie andere für sich einnehmen. Polizeiroboter Connor hingegen repräsentiert das analytische Genie. Nicht nur beim Thema Emotionen, sondern auch bei den Charakteren wagt sich David Cage also in ein Gebiet, welches schon häufig betreten wurde. Wird er es schaffen, den teils abgeschlachteten Themengebieten eine neue Perspektive einzuhauchen? Im Gegensatz zu „Beyond Two Souls“ können wir bei „Detroit Become Human“ nicht auf die großen Schauspieler setzen. Größen a la Ellen Page oder Willem Dafoe sind dieses Mal nicht vorzufinden. Der Hollywood – Faktor wird trotzdem vermutlich noch wesentlich größer ausfallen. Los Angeles, London und Paris. An diesen Orten fanden über eineinhalb Jahre hinweg die Filmaufnahmen statt. Hunderte von Schauspielern wurden per Performance Capturing in das Spiel integriert.

Darüber hinaus stellt sich aber auch die Frage, wie schnell wir uns in die Gedankenwelt der Androiden werden hineinversetzen können. Von den Menschen werden sie als ein Stück Produkt angesehen. Dabei sehnen sie sich nur nach Freiheit, nach einem Stück Menschlichkeit. Diese jedoch besitzen sie womöglich schon von Anfang an zu 100 Prozent. Zumindest, was das Aussehen betrifft. „Detroit Become Human“ ist mit Sicherheit ein sehr gutes Argument für eine PS4 Pro beziehungsweise einen 4K – Fernseher. Die Darstellung der Gesichter sieht mehr als nur beeindruckend aus. Dass Quantic Dream hier sein Werk versteht, konnte man schon bei „Beyond Two Souls“ auf der PS3 bewundern. Zweifelsohne wird das Entwicklerstudio die Messlatte in diesem Punkt wohl sehr hoch legen, sodass etwa Naughty Dog um „The Last of Us 2“ gut zu tun haben werden.

Auf der Paris Games Week zeigten sich dann die kontroversen Trailer um „The Last of Us 2“ und „Detroit Become Human“. Dies löste eine gewisse Welle der Empörung beziehungsweise der Frage auf, wie weit eine solche Darstellung von Gewalt denn wirklich notwendig sei. Die kontroverse Szene mit Todd, Kara und dem kleinen Mädchen Alice. Welche Charaktere letztendlich hierbei überleben werden, soll in unseren eigenen Händen liegen. Todd trinkt, nimmt Drogen und neigt auch noch zu allem Übel zu Gewaltausbrüchen aus. Die Ehefrau ist diesem Terror entflohen. Zurückgeblieben ist die Tochter Alice. In ihrem Alter fällt es ihr sehr schwer bis unmöglich sich der Gefahr zu entziehen, die von ihrem Vater ausgeht. Zum Glück gibt es da Kara. Für Todd ist Kara ein Dorn im Auge. Wegen ihr beziehungsweise den Androiden verlor er einst seine Arbeit. In der gezeigten Szene kommt es nun zu dem großen Showdown. Quick – Time – Events gilt es nun unter anderem zu bewältigen, um heil mit Alice aus dem Dilemma zu kommen.

Sony Interactive Entertainment und Quantic Dream haben mit dem Trailer aus der Paris Games Week bereits klargemacht, dass man sich nicht davor scheut, Tabuthemen anzusprechen. Hierbei wird nämlich die Gewalt gegen Kinder zum offenen Thema gemacht. In einem ersten Trailer hatte ein Android damit gedroht, mit einem Mädchen vom Hochhaus zu springen. Eben jener Trailer aus der Paris Games Week jedoch zeigt häusliche Gewalt gegen ein Kind. Auch hier kann die Szene damit enden, dass das Mädchen stirbt. “Detroit Become Human” ist damit in das Kreuzfeuer der Kritik geraten und muss sich immer wieder zur Wehr setzen und rechtfertigen, warum solch brutale Szenen in einem Videospiel sein müssen. In Australien ist der Schrei nach einem Boykott allem Anschein nach besonders hoch geraten. Der gewalttätige Vater Todd würgt zunächst die androide Haushälterin, ehe er seine Tochter mit einem Gürtel schlagen will. Der in Australien aktive nationale Verband zur Prävention von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung (NAPCAN) hat dazu klar Stellung bezogen. Man findet diese Szene sehr beunruhigend und ruft dazu auf, den Verkauf dieses Videospiels zu boykottieren.

„Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Unterhaltung. Nach dem, was ich im Trailer gesehen habe, ist dieser Inhalt sehr beunruhigend. Der Inhalt dieses Spiels ist so entsetzlich, dass bei jedem, der sich die Szenen anschaut, wahrscheinlich ein Trauma ausgelöst werden kann – geschweige denn bei jemanden, der Familiengewalt selbst erlebt hat.“ NAPCAN fordert die Händler dazu auf, einen verantwortungsvollen Umgang mit solchen Medien zu pflegen, falls solche Spiele in die Verkaufsregale gestellt werden. Fraglich ist auch, um wieder etwas in Richtung der eigentlichen Thematik zu lenken, ob diese gewissermaßen simple Schwarz – Weiß – Malerei eine Ausnahme darstellt. Der gewalttätige Vater gegen seine wehrlose Tochter und die einfühlsame Kara. Wer würde hierbei schon einfach nur dastehen und damit als Androidin der Eskalation bloß zusehen? Kann es wirklich alles so simpel sein? Solche Szenen erhöhen auf alle Fälle die Neugier auf das bevorstehende Abenteuer. Wer weiß, ob David Cage für uns so manche Wendungen und Überraschungen parat hat. Die angesprochenen Probleme bei der Präsentation dieser Szene – Stichwort Gewalt – wird man nicht ohne Grund so eingeschleust haben.

Bereits vor einigen Monaten hatte Quantic Dream – Chef David Cage klargestellt, dass man keine eigene Stellung zu aktuellen Problemstellungen in den Titel einfließen lassen möchte. Bei der E3 2017 machte er bereits deutlich, dass der Spieler keine fremde Meinung auf dem Tablett servieren bekommen soll. Stattdessen soll er mit interessanten Fragen konfrontiert werden. Eben jene Fragen sollen wir als Person und auch als Bürger für uns beantworten. Basierend auf unseren Antworten, sprich Entscheidungen, entwickelt sich die Geschichte dementsprechend in eine bestimmte Richtung. Der Lead Writer Adam Williams hat über jene Aussage seitens David Cage gesprochen und sie nochmals bekräftigt. „Wir haben keine Nachricht für die Spieler, wann die Androiden auftauchen werden oder ob sie gefährlich sein werden. Unser Ziel liegt darin, den Spielern interessante Fragen zu stellen und sie vor Dilemmas zu stellen, zu denen sie ihre eigene Meinung bilden sollen.“ Inspirationen dazu hat man sich aus dem Buch “The Singularity Is Near” geholt. In diesem Zusammenhang taucht auch die zentrale Frage in “Detroit Become Human” auf, was es bedeutet Mensch zu sein.

„Wenn man sich Kara in der Paris-Demo ansieht, dann denke ich, dass sie ein menschlicherer Charakter ist als der Vater, obwohl sie eine Maschine ist. Ich denke, dass Menschlichkeit über das physische Element hinaus geht. Ich denke, es hängt zusammen mit Intellekt, Seele, Moral… Und das ist eine der Fragestellungen, die wir mit dem Spiel aufbringen wollen, zu verstehen, was es für die Spieler bedeutet, ein Mensch zu sein. Unserer Ansicht nach ist es wichtiger, diese Fragen auf den Tisch zu bringen, als unsere Antworten darauf zu teilen. Wir wollen den Spielern diese Fragen stellen, sie vor dieses Dilemma stellen und verstehen, was ihre Meinung dazu ist. Deshalb ist Detroit Become Human solch ein eindrucksvolles Erlebnis und deshalb werden zwei Spieler kaum dieselbe Spielerfahrung haben. Ihre Erfahrung wird das widerspiegeln, was sie denken und was sie fühlen.“ Da haben wir es schon wieder. Den Hinweis, dass jeder Spieler sein eigenes, persönliches Erlebnis haben wird. Wie sehr dies wirklich der Fall sein wird, werden wir aber wohl erst beim eigenen Spielen des vollständigen Titels sehen.

Nicht wenige Vertreter der Gaming-Welt bemühen sich schon seit längerem, Videospiele nicht nur als Unterhaltungsprodukt zu betrachten, sondern auch als eine Möglichkeit der Kunst. Ein Beispiel etwa ist “Hellblade Senua`s Sacrifice”, welches sich mit Psychosen, also dem Hören von Stimmen, widmet. Diese strategische Richtung ermöglicht dem mittlerweile sehr bedeutendem Medium, gesellschaftliche Zustände zu kritisieren oder zumindest darauf aufmerksam zu machen. Quantic Dream-Gründer David Cage dagegen möchte vermeiden, Probleme der realen Welt in sein neuestes Werk einfließen zu lassen. Deshalb hat man einige Szenen aus dem Spiel bereits entfernt, da diese die Spieler falsch interpretieren könnten. Cage betont, es handle sich bei “Detroit Become Human” um ein Unterhaltungsprodukt, welches nicht auf Zweideutigkeit abzielt. Letztendlich, so betont David Cage weiter, handle es sich bei “Detroit Become Human” nur um ein Spiel. „Es gibt keine Chance, dass ich existierende Probleme in einem Spiel aufgreife, bei dem es sich um ein Unterhaltungsprodukt handelt. Es geschehen einige wirklich ernste Dinge und wir wollten diese nicht einfach ‚benutzen‘, wir haben darüber gesprochen.“

Was bleibt also zu sagen? Das Frühjahr 2018 ist schon in eine sehr greifbare Nähe gerückt. Dennoch warten wir weiter bisher vergebens auf einen konkreten Releasetermin. Wird sich das umfangreiche Projekt doch noch einmal verschieben? Eigentlich ist das nur schwer vorstellbar, hatte man doch im Dezember letzten Jahres im Rahmen der PlayStation Experience zu Protokoll gegeben, dass das Videospiel in seiner Entwicklung nahezu abgeschlossen ist. „Detroit Become Human“ jedenfalls sieht verdammt gut aus. Die Mimik der virtuellen Schauspieler ist hervorragend in Szene gesetzt. Solltet ihr noch unvertraut sein mit Werken von David Cage, so sei hier schwer betont, dass euch ein interaktiver Film mit sehr wenig Gameplay erwartet. Stattdessen stehen die Geschichte, die Figuren, natürlich die Emotionen und auch die Atmosphäre allesamt im Vordergrund. Wie die Story insgesamt ausfallen wird, kann also nicht beurteilt werden anhand der Brocken, die uns auf den Boden geschmissen werden. Aber das soll auch so bleiben. Schließlich wollen wir nur so viel wie nötig wissen, um für uns individuell entscheiden zu können, ob der Titel in unser Interessenrepertoire passt. Eines ist aber klar: als Fan von storylastigen und cineastisch inszenierten Videospielen kann man bedenkenlos zugreifen.

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